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Bankhaus I. D. Herstatt KGaA
Aktie 1.000 DM Jan. 1956. Gründeraktie (Auflage 5000, R 6).
Bild:Bankhaus I. D. Herstatt KGaA
Ort:Köln
Info:Kurzgeschichte: Gegründet 1955, Sitz in Köln, Unter Sachsenhausen 6, mit einer Filiale in Bonn. Zunächst eine kleine feine Privatbank mit Generalkonsul Dr. Hans Gerling als Großaktionär. Dann engagierte der Bankier Herstatt einen gewissen Danny Dattel. Im Vergleich zum heutigen Derivate-Geschäft war es ein vergleichsweise kleines Rad, das der rührige Devisenhändler Danny Dattel im Devisen-Handel bei Herstatt drehte. Aber seine Schieflagen addierten sich, und am Ende reichte es zur spektakulärsten Banken-Pleite der Nachkriegszeit. Langgeschichte: Bereits 1782 gründete Johann David Herstatt in Köln das Bankhaus I. D. Herstatt, das zunächst 1888 vom Kölner Bankhaus J. H. Stein übernommen wurde. Sein Nachfahre Iwan David Herstatt (1913-1995) begann 1931 eine Lehre bei der Deutschen Bank und leitete 1940-44 die Kreditabteilung einer zur Deutschen Bank gehörenden Bank im lothringischen Metz. Nach Kriegsende leitete er zunächst die Kölner Niederlassung der Bank für Gemeinwirtschaft. 1955 kaufte Herstatt das Bankhaus Hocker & Co., finanziert von seinem Jugendfreund, dem Versicherungsmagnaten Hans Gerling, der 81,4 % der Aktien der nunmehr als I. D. Herstatt KGaA firmierenden Bank hält. Iwan David Herstatt ist persönlich haftender Gesellschafter. 1957 wird das neue Bankgebäude in der Kölner Bankenmeile eröffnet (Unter Sachsenhausen 6, heute Sitz der Industrie- und Handelskammer). Die Bank etabliert sich im Wertpapiergeschäft und gewinnt die meisten der Kölner Prominenten als Kunden. Die Herstatt-Bank wird von einer Regionalbank zu einem überregional tätigen Institut mit Filialen in Bonn (Kaiserplatz 3) und Frankfurt/Main (Wiesenau 1) und erlangt schließlich durch ihr starkes Auslands- und Devisengeschäft in den frühen 1970er Jahren wachsende internationale Bedeutung. Nach dem Zusammenbruch des 1944 geschaffenen Bretton-Woods-Systems fester Wechselkurse auf Grundlage des (am 15.8.1971 von US-Präsident Nixon einseitig aufgekündigten) Goldstandards der Währungen begann die Zeit frei schwankender Wechselkurse (Floating). Das ermöglichte Devisenspekulationen, und der spekulative Eigenhandel mit Devisen wurde die Hauptaktivität der Herstatt-Bank. Ein Team von sechs gerade mal knapp über 20 Jahre alten Devisenhändlern unter Leitung von Dany Dattel, intern “Goldjungs” genannt, begann ein immer größeres Rad zu drehen, ohne daß es für die Aktivitäten eine nennenswerte Kontrolle gab. Der Devisenhandel mit seiner damals für eine Bank noch völlig futuristisch wirkenden Computer- und Kommunikationstechnik hieß bankintern “Raumstation Orion”. Das Tageslimit von 10 Mio. $ pro Person und Tag umgingen die Herstatt-Devisenhändler bald mit anderen Mitarbeitern der Bank als Strohmännern. Diese waren aber als Privatpersonen gar nicht termingeschäftsfähig, so daß sie nicht erfüllen brauchten und mögliche Verluste schließlich auf die Bank zurückfielen. Nach der Ölkrise 1973 spekulierten die “Goldjungs” auf einen steigenden Dollar und standen schließlich mit einem Volumen von 8 Mrd. DM im Risiko. Schon eine Kursschwankung des Dollars um nur 1 % überstieg somit das gesamte Grundkapital der Herstatt-Bank. Warnungen des Risikomanagements wurden von Vorstand und Aufsichtsrat ignoriert, und der 1973er Abschluß erhielt noch das uneingeschränkte Testat der Wirtschaftsprüfer. Doch statt zu steigen fiel der Dollar seit Anfang 1974 stetig. Am 31.5.1974 bezifferte eine bankinterne Prüfung die Verluste im Devisenhandel auf 64 Mio. DM, womit fast 90 % des Eigenkapitals verloren waren. Nur zwei Wochen später waren die Verluste auf die damals schwindelerregende Summe von 450 bis 520 Mio. DM angeschwollen. Am 23.6.1974 informierte man die Bundesbank und einen Tag später das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. Als die drei Großbanken am 26.6.1974 eine Rettung der Herstatt-Bank durch Übernahme von Bürgschaften ablehnen, ordnet das BA Kred noch am gleichen Tag die Schließung der Bank an. Am Tag darauf beantragt die Herstatt-Bank wegen Überschuldung die Eröffnung des Vergleichsverfahrens. Vor dem Hauptsitz der Bank kommt es zu tumultartigen Szenen, das Gebäude muß unter Polizeischutz gestellt werden. Die deutschen Aktienkurse brechen ein. Am Ende erhielten die Gläubiger aus dem Restvermögen der Bank, einem Feuerwehr-Fonds der deutschen Privatbanken und dem Privatvermögen des persönlich haftenden Gesellschafters Herstatt und des Großaktionärs Gerlin über 80 % ihrer Einlagen zurück. Hans Gerling verlor in diesem Zusammenhang die Mehrheit an seinem Versicherungskonzern und musste den HDI und die Deutsche Bank mit ins Boot nehmen. I. D. Herstatt wurde 1984 zunächst zu 4 1/2 Jahren Gefängnis wegen Untreue verurteilt, der BGH machte daraus eine Bewährungsstrafe von 2 Jahren und 1991 wird die Strafe ganz erlassen. Die sechs Devisenhändleer erhielten im höchsten Fall 7 Jahre Gefängnis. Der Hauptverantwortliche Dany Dattel kam wegen Verhandlungsunfähigkeit völlig ungeschoren davon und klagt immer noch auf Zahlung großer Summen, die ihm aus erfolgreichen Devisengeschäften angeblich geschuldet werden. Das verbliebene Restvermögen der Bank von 10 Mio. DM kann deshalb bis heute an die restlichen 7.000 Gläubiger nicht ausgeschüttet werden, weil der Ausgang dieser Prozesse abgewartet werden muß. Wesentliche Konsequenzen der Herstatt-Pleite waren übrigens die Gründung des Einlagensicherungsfonds deutscher Banken und eine Reformierung der Bankenaufsicht.
Besonder-heiten:Faksimile-Unterschriften des Privatbankiers Iwan D. Herstatt. G&D-Sicherheitsdruck, schönes Wappen im Unterdruck.
Branchen:Banken (nur Aktien!) - banking (just shares)
DM-Wertpapiere - DM-securities
Gründeraktie - founder shares
Länder:Deutschland
Regionen:Köln
Preis:EUR 200,00  

 
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